Peter Hochel

Malen kann auch bedeuten: abschweifen und zurückfinden, etwas hinzufügen und vieles weglassen, tanzen und sich im Kreis drehen, einiges wagen und oft scheitern, Licht und Dunkelheit kennen, vergessen und sich erinnern, finden und suchen, niemanden folgen und davor flüchten, Grenzen kennen und grenzenlos sein, einsam sein und das Alleinsein lieben, der Zeit einen farbigen Raum und dem Raum seine Zeit zurück geben, beginnen zu träumen und aufhören zu denken, Spuren verfolgen und neue Spuren legen, ein früher und später nicht akzeptieren, Rätsel und Lösungen aufgeben, Kraft finden und verlieren, sammeln und zerstreuen, spielen und spielen lassen, Leben und Tod begreifen wollen, Ziele haben und die Orientierung verlieren, eigene Ideen verwerfen und Inspiration von außen übernehmen, aus dem Vollen schöpfen und Überfluss hassen, versuchen und widerstehen, zögern und eilen, Vertrauen gewinnen und verlieren, Himmel und Hölle erleben, sich öffnen und verschließen, sehen und blind sein, vor sich selbst erschrecken und andere erschrecken, Vergangenheit und Zukunft spüren, ein Bild bauen und es wieder zerstören, einen Sinn erkennen und zweifeln, ein Geheimnis verstecken und freilegen, woanders hin wollen und umkehren, heiß werden und kalt bleiben, verstehen und endlich begreifen, Kosmos und Leere finden, Angst zulassen und Furcht misstrauen, Größe wagen und Kleines achten, fliegen können und fest am Boden haften, Alles und Nichts ertragen, erhellen und verdunkeln, in Farben und Figuren fühlen, passiv und aktiv sein, Dinge erscheinen und wieder verschwinden lassen, Balance und Gleichgewicht tauschen, Tiefe erreichen und Oberfläche verändern, oben und unten verwechseln, innere Wege gehen und äußere Richtungen einschlagen, wild werden und sanft sein, auf Leises hören und Lautes ertragen, Vertrautem nicht trauen und Fremden gehorchen, glatt sein und rau, Augenblicke und Ewigkeit erstellen, sich finden und verlieren, beginnen und enden.

Und vieles mehr. Und alles neu.

Dein Schuss ohne Waffe trifft keinen Gegner mehr, erlaubt keiner Wirklichkeit 
die Flucht ins Land Deiner Träume, verbrennt das Hier und Jetzt und beschwört 
den Auftritt der Geister in Dir und um Dich herum. Im Flammentanz wird Dir
kein Phönix geboren, Du bleibst zurück und erfindest Dich neu.

Peter Hochel, Juni 2011

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